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Gendern
Gendern? Ja, weil jeder Mensch einzigartig ist.

Wie alles begann

Heute ist geschlechtergerechte Sprache in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Vielen Menschen ist es wichtig, dass sie nicht nur „mitgemeint“ werden und unter „ferner liefen“ laufen. Und ganz ehrlich, das ist auch uns wichtig. Denn Fundraising funktioniert nur, wenn die Beziehung stimmt – und dazu gehört es nun einmal, Menschen wertschätzend wahrzunehmen. Aber zurück zum Thema.

Einer der Anfänge in der Auseinandersetzung mit Geschlechterfragen und Ungleichheit liegt im Jahr 1851, als Sojourner Truth auf dem Frauenkongress fragte: „Ain’t I a Woman?“

Doch in Österreich ist das Thema der sprachlichen Gleichbehandlung zwischen Frauen und Männern erst 1987 aufgepoppt! Das ist relativ spät, doch in Hinblick darauf, dass bis 1976 verheiratete Frauen die Zustimmung ihres Ehemannes brauchten, um einen Beruf auszuüben, eigentlich nicht verwunderlich.

Daher hat es weitere Jahre (und Jahrzehnte) gebraucht, bis sich geschlechtergerechte Formulierungen durchgesetzt haben und auch umgesetzt wurden. Inzwischen sind sie weit verbreitet und auch in Gesetzen, Verordnungen und Formularen festgelegt. Und das ist großartig. Denn gendergerechte Sprache macht nicht nur Frauen in der Sprache sichtbar, sondern auch jede andere Gruppe von Menschen, die sich nicht dem Mainstream zugehörig empfinden.

Es geht somit um Wertschätzung und Sichtbarkeit aller. Auf allen Ebenen. Soweit so gut. Das „Dumme“ ist nur: Die Umsetzung ist sehr kompliziert und eine nicht zu unterschätzende Herausforderung.

Die Sache mit den Titeln: „Challenge accepted“

So genial das ist, unsere Datenbankexpert*innen stehen damit allerdings auch vor einigen Herausforderungen beim Programmieren und Einspielen unserer Datenbanken. 502 Titel haben wir aktuell in unserer Referenz. 50% davon sind akademische Titel, wie: Dr., Mag., MBA etc. Der Rest bezieht sich auf Titel, wie: Kommerzialrat, Direktor, diverse Adelstitel oder aber auch Pfarrer, Prälat und Diakon. Des Weiteren gibt es auch noch viele Kombinationen aus: Dipl. -Ing., Prof.Mag.Dkfm, Ing.Dipl-Ing.Dr.

Die Schwierigkeit liegt nun darin, die einzelnen Titel auch in die weibliche Variante umzuformen und das in unterschiedlicher Schreibweise (abgekürzt und lang). Anders zu behandeln sind außerdem nachgestellte Titel, wie: B.A., MSC. Es gibt auch einige Schmankerl, bei denen das Umformulieren besonders spannend wird. Dazu gehören:

  • Metropolit
  • Honorable Judge
  • Ing.Ing.
  • Oder TOAR (Technischer Oberamtsrat)

Wie Sie sehen, steckt also sehr viel Aufwand dahinter, programmiertechnisch alles richtig auszuspielen, da ein einziger Fehler in der Referenz gleich tausendfache falsche Anreden nach sich ziehen würde – aber auch im Fließtext ist es nicht ganz so einfach.

Das geschlechterneutrale Schreiben: die Praxis zur Theorie

Theoretisch klingt es gut, zu gendern. Doch praktisch ist das – gerade bei Spendenbriefen – mit einigen Hürden verbunden, denn die Krux dabei ist, die Lesbarkeit zu erhalten und mit dem „Platz auszukommen“. Leider lassen sich Briefe nicht ins Unendliche erweitern – irgendwann ist die Seite aus und noch nicht alles gesagt, was gesagt werden muss. Denn Formulierungen wie „Spenderinnen und Spender“ brauchen einfach mehr Raum. Und so sehr wir Sternchen lieben, die Lesbarkeit liebt sie nicht so sehr – denn dadurch fallen Wörter vom optischen Schriftbild auseinander, was gerade für ältere Menschen die Lesehürde erhöht. Was wir dann tun? Personalisieren, wo es geht, da es viel leichter lesbar ist, von „Patinnen wie Ihnen“ zu sprechen, als von „PatInnen wie Ihnen“. Und einen Mittelweg zu finden: einen zwischen ganz vielen Spender*innen, Leserinnen und Lesern.

Mit oder ohne Sternchen, eines gilt für alle Geschlechter und Gruppen: Menschen geben Menschen und Fundraising lebt von einer guten Beziehung.

 

30. Juli 2021