Was tut sich am deutschen Fundraising-Markt?
Zugegeben, der Ansturm auf unseren Stand hat uns ein wenig davon abgehalten, die Fachvorträge zu besuchen. So konnten wir aber viele spannende Gespräche mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern führen und daraus auch einiges zu den Themen On- und Offline-Fundraising, Neuspender*innen, Hauslisten und die Folgen von COVID-19 mitnehmen.
On- und Offline-Fundraising
Eines der großen Themen, worüber in Deutschland aktuell gesprochen wird, ist der Ausbruch aus dem Silo-Denken. Damit Barrieren zwischen den Abteilungen verschwinden. Für ein aktives Miteinander. Um Fachabteilungen, sowie Off- und Online-Fundraising stärker zusammenzuführen und die Kampagnen zu optimieren. Bei uns in Österreich ist dieses Thema seltener zu hören. Vielleicht auch, weil der Markt kleiner ist – und damit auch die Abteilungen…
Ein weiterer wichtiger Punkt: Daten und Datenbanken. In unseren Gesprächen sind viele dabei zu dem Schluss gekommen, dass dieses Thema Chef-Sache sein muss. Besonders wenn es darum geht, das komplexe Zusammenspiel zwischen Off- und Online-Daten zu koordinieren. Hier gibt es hörbar noch einige Herausforderungen.
Neuspender*innen
Sehr spannend wurde es beim Thema Neuspender*innen. Wir hatten den Eindruck, dass in diesem Bereich noch Potenziale schlummern. Dies dürfte vor allem im Zusammenhang mit sogenannten „schädlichen Kosten“ und dem hohen Posttarif in Deutschland stehen. Die Gewinnung von neuen Spender*innen wird daher eher als zu teuer und ertragsschädigend eingeschätzt. So fokussiert man stärker auf bereits bestehende Unterstützer*innen. Wir persönlich haben die Erfahrung gemacht, dass sich diese Investition lohnt – in Österreich und auch in Deutschland!
Hauslisten und Telefonmarketing
Die Zurückhaltung bei den Neuspender*innen spiegelt sich auch in den Haus- und Adresslisten wider. Was die Anzahl der Spenderinnen und Spender betrifft, brauchen wir uns in Österreich nicht vor dem großen Bruder zu verstecken. Eine Organisation hierzulande hat im Schnitt verhältnismäßig mehr Unterstützerinnen und Unterstützer als eine NPO in Deutschland.
Vorbehalte erkennen wir bei Telefon-Aktionen. In Deutschland ist es weniger gebräuchlich, seine Spender*innen telefonisch zu kontaktieren und direkt anzusprechen. In Österreich hingegen beobachten wir weiterhin einen positiven Trend für diesen Bereich – wie schon in unserem letzten Blogbeitrag berichtet. https://www.directmind.at/blog/der-zeitpunkt-ist-guenstig-greifen-sie-jetzt-zum-hoerer/
Hier gilt: Der Mutige wird belohnt!
Corona und die Fundraising-Folgen
Auch in Deutschland hat COVID-19 den Spendenmarkt beeinflusst. Wie auch bei uns: sehr positiv. Laut „Bilanz des Helfens“ hat Deutschland im Jahr 2020 eine Summe von 5,4 Mrd. Euro gespendet. Das entspricht einem Plus von 5% gegenüber dem Jahr davor und dem zweitbesten Wert seit Beginn der Erhebung vor 15 Jahren. Vor allem die Durchschnittsspende war mit € 40,- pro Spende so hoch wie noch nie. In Österreich ist es ähnlich. Hierzulande konnten wir das Spendenvolumen laut Fundraisingverband um rund 3,5% steigern. Noch erfreulicher sogar sind die ganz aktuellen Zahlen für 2021 aus unserem Haus: Das Spendenvolumen von Jänner bis Mitte September liegt im Schnitt bei knapp mehr als 10% über dem Vorjahr.