Es war bereits ein eindeutiges Zeichen: Der Fundraising Kongress ging heuer online. Den Grund dafür kennt jeder. Doch dass der virtuelle Raum uns so schnell und dicht die Wirklichkeit in einem anderen Licht vor Augen führt, das hätte wohl vor einem Jahr kaum jemand vorhersagen können. Natürlich gibt es bereits seit geraumer Zeit Stimmen, die dem Fundraiser nahelegen, Aktivitäten auf Online-Kanälen auszubauen. Doch eine vorrangige Frage, die sich uns stellt: „Brechen uns die Spenden wegen Corona weg?“
Dazu präsentierte Tom Neukirchen (Fundgiver Social Marketing) aktuelle Befragungsergebnisse einer Online-Umfrage des WWF Deutschland und gab uns interessante Einblicke zur derzeitigen Lage. Corona, soviel wurde klar, macht die Planung schwieriger. Doch die Umfrage zeigte auch, wie wichtig es gerade in Zeiten wie diesen ist, den Spender direkt zu befragen und ihn in diesem Prozess des Wandels miteinzuschließen. So gaben bei dieser Online-Umfrage mehr als 30% der Spender an, dass sie ihre Kosten im privaten Bereich senken wollen. In die Tat umgesetzt bedeutet das rund 41% weniger an Einzelspenden, und 13% der Befragten gaben an, dauerhafte Spenden oder Mitgliedschaften einstellen zu wollen. So konnte der WWF durch gezielte Telefonate Dauerspender dazu bringen, nicht zu kündigen, sondern von einer Pause überzeugen, um sie nicht auf immer zu verlieren. Frei nach dem Motto: Fragen bringt Wissen über die eigenen Spender, bieten sich gerade jetzt Online-Tools (Mailings und Online-Fragebögen) an, um den Dialog mit dem Spender fortzuführen.
I need a Booster!
Spannende Insights konnten uns auch Corinna Wagner von ADRA und Michael Stampfer vom WWTF (Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds) über das Thema „Matching Funds“ berichten. Geleitet von der simplen Rechnung 1+1 macht 2, wird die Idee, seine Spendenkampagne mit diesem einzigartigen Tool zu boosten, hierzulande recht bescheiden genutzt. Dabei sprechen höhere Responseraten und höhere Durchschnittsspenden, die dabei erzielt werden können, eine eindeutige Sprache. Herzstück dieser Art von „Verdoppelungs-Strategie“ ist es anfangs unter seinen Top-Spendern einen Stifter oder eine Gruppe von Stiftern zu finden, die sich dazu bereit erklären, eine gewisse Summe, die durch Einzelspenden eingenommen wird, zu verdoppeln. Für die Gruppe der Einzelspender bedeutet diese Art der Unterstützung neben dem guten Gefühl zu geben und dem gemeinschaftlichen Konnex, auch das ganz menschliche Verhalten damit ein „Schnäppchen“ machen zu können. Mit dem Wissen, dass meine Spende verdoppelt (oder sogar verdreifacht…wird) fällt das Geben halt leichter. Eine schöne Idee, um zum Beispiel eine Kampagne zur Weihnachtszeit mit einer Extraportion an Spenden zu versüßen. Und wenn schon nicht heuer, dann nächstes Jahr. Soviel ist sicher: Weihnachten kommt wieder.
Und jetzt: Action!
Was für Zahlen: Mehr als 51% der Österreicher benutzen mittlerweile ein Smartphone oder Tablet, um online zu sein. Unter den 15 – 29-jährigen sind es bereits 99%, die nur noch über ihre mobilen Endgeräte kommunizieren, 98% davon benutzen Social-Media-Kanäle und nur noch 5% können sich ein Leben ohne Handy vorstellen. 63% zahlen mobil. Und selbst wenn die junge Generation wenig Einkommen hat, sie ist online aktiv, kritisch und bereit, sich zu engagieren. Manes Kerschbaumer (little talks) jedenfalls setzte sich klipp und klar für seine so benannte Generation Act ein, die als Spender von morgen bereits heute ernst zu nehmen sind. Worauf also warten: Action, bitte! Der Wandel ist da.
Happy birthday, Facebook-Spender!
Ja, Facebook! Mit 4,3 Millionen Nutzern allein in Österreich sollte das wandelnde Auge einen Moment auch diese Plattform als Online-Kanal zur Spender- und Leadgenerierung betrachten. Gleich vorweg: Mit seinen Spendern direkt in Kontakt zu treten, ist über Facebook nicht so einfach. Und nein, das ist noch lange kein hinreichender Grund, seinen Blick von dieser Social-Media-Plattform abzuwenden. Denn wer als Organisation sich hier stetig präsent hält, kann mit gezielten Aktionen und Kampagnen durchaus auf Unterstützung und Spenden hoffen. Mit taktisch klug lancierten Anzeigen, die die jeweilige Kampagne verstärken, lassen sich über Facebook gut Spenden generieren. Und gut funktionieren, so erklärte uns Marco Kuntze (Relishing Digital), vor allem Notfall-Aktionen, die hier schnell von Influencern aufgegriffen und verbreitet werden. Mag das Handling auch kompliziert anmuten, virtuelle Events haben gerade im Kontext von Covid-19 deutlich an Gewicht gewonnen. Wir jedenfalls sind bereit für diesen Wandel!
Und zu guter Letzt: Wandel schafft (auch) Hoffnung.
Im Podiumsgespräch „Turbulente Zeiten als Impulsgeber?“ mit Katja Jäger (betterplaceLab), Michael Meyer (Wirtschaftsuniversität Wien) und Hildegard Aichberger (Caritas Österreich) wurde deutlich, dass die Veränderungen, die mit und durch die Krise auf uns zukommen werden, durchaus auch Chancen in sich bergen. Eine Maxime in dieser Zeit könnte daher lauten: Störung darf sein! Und Wandel findet immer statt. Nicht zuletzt diese Pandemie ruft uns zur Veränderung auf, der Wandel ist längst angekommen. Wer ihn leugnet, steht still.
Oder wie Hesse in seinem bekannten Gedicht „Stufen“ bereits geschrieben hat: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“